Info-Update #13 – Wir brauchen euch!

„Es hat sich beruhigt“ so die einhellige Botschaft aus Politik und Verwaltung, wenn man nach der aktuellen Situation Geflüchteter in Rostock fragt. Leider sieht die Situation doch anders aus. Noch immer kommen täglich zwischen 40 – 80 Schutzsuchende am Bahnhof an, die entweder weiter nach Schweden wollen oder hier in Deutschland Asyl beantragen wollen und hoffen in M-V besonders schnell eine Zusage dafür zu bekommen. Hinzu kommen täglich Zuweisungen von Asylsuchenden, die bereits im Asylverfahren sind und in Rostock untergebracht werden sollen. Leider hat es die Stadt versäumt im Lafue der letzten Jahre genügend Gemeinschaftsunterkünfte und Wohnungen bereit zu stellen, damit alle menschenwürdig unterkommen. Daher wird freiwillige Unterstützung noch immer gebraucht. Wir wollen euch hier einen kleinen Überblick über die Situation an den verschiedenen Orten geben.

Der Bahnhof

Ankommende Geflüchtete werden direkt vom Zug abgeholt.
Ankommende Geflüchtete werden direkt vom Zug abgeholt.

Durch die enormen Verschärfungen der Grenzkontrollen durch die schwedische Regierung, die niemanden mehr ins Land lässt, der keinen Reisepass besitzt und durch die Tatsache, dass deutsche Behörden an den Grenzen zu Östereich Asylsuchende zurückschicken, die nicht in Deutschland Asyl beantragen wollen, hat sich die Zahl der Menschen die täglich am Rostocker Hauptbahnhof aufschlagen verringert. Jedoch kommen immer noch mehrere dutzend Menschen an, die Pässe besitzen und meist zu Familie und Verwandten nach Schweden wollen. Durch die verschärften Kontrollen wird dies jedoch schwieriger und weniger Menschen bedeuten keinesfalls weniger Arbeit. Beratung, Unterstützung und Vermittlung von Einzelfällen steht mitlerweile vermehrt auf der Tagesordnung.

Hinzu kommt der Winter und die Kälte. Der Info-Stand im Bahnhof selbst hat unser Bahnhofs-Team daher vorerst abgebaut. Während der Schichten werden Geflüchtete daher direkt vom ankommenden Zug abgeholt und in der Zeit bis eine Möglichkeit des Transports zu einer Unterkunft besteht, – was in der Regel die Industriehalle in Schmarl ist – im Bahnhofs-Container auf der Südseite des Bahnhofs die Möglichkeit geboten sich aufzuwärmen. Auch Fragen werden hier beantwortet und erste Kontakte vermittelt.

Aktuell ist das Bahnhofs-Team etwas unterbesetzt. Wenn ihr helfen wollt, schaut einfach mal im Container vorbei und sprecht die Leute an.

Die schwierige Situation in den Unterkünften

Gerade in den Unterkünften wird die Situation zunehmend angespannter. Täglich kommen Zuweisungen von Geflüchteten aus dem Land und die Stadt hat es nicht geschafft in den vergangenen Monaten genügend Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Unterkünfte platzen daher aus allen Nähten. Die vom Land vorgegebenen Anforderungen an Unterkünfte werden praktisch kaum noch eingehalten, obwohl sie eigentlich dazu da sind absolute Mindesstandards zu garantieren und festlegen wie diese „nach Größe und Ausstattung menschenwürdig zu gestalten“ sind.

Am drastischten wird dies darin deutlich, dass mittlerweile auch Menschen die sich im Asylverfahren befinden in der Notunterkunft in der Industriehalle untergebracht werden. Diese war usprünglich von der Stadtverwaltung angemitetet worden, um sogenannten „Transit-Flüchtlingen“, die sich auf dem Weg nach Schweden befinden, eine notdürftige Unterbringung für einige wenige Nächte zu ermöglichen. Für die Unterbringung über mehere Wochen ist die Halle jedoch denkbar ungeeignet. Es gibt kaum bis keine Privatssphäre, nicht genügend Sanitäreinrichtungen und es hat sehr lange gedauert bis es vernünftige Möglichkeiten gab Wäsche zu waschen.

Auch die anderen Unterkünfte sind eher Notdürftig ausgestattet und Besserung ist kaum in Sicht. Daher ist es wichtig, dass so wie in der Jägerbäk (ehemals HWBR) oder in Reutershagen Supporter-Gruppen aufgebaut werden, die Geflüchtete in den Unterkünften unterstützen, ein offenes Ohr haben und unkompliziert weiterhelfen. Denn auch die vor Ort zuständigen SozialarbeiterInnen und andere Zuständige sind oft schlicht überfordert.

Helfende Hände sind im Spendenkeller immer gern gesehen.
Helfende Hände sind im Spendenkeller immer gern gesehen.

Der Spenden-Keller im Grünen Ungeheuer

Auch die Situation im Spenden-Keller ist derzeit etwas angespannt. Dies liegt nicht am Mangel an Spenden. Die Spendenbereitschaft ist immernoch großartig. Aber die von der Uni bereitgestellten Räume werden weniger, da hier Renovierungsarbeiten starten sollen. Daher wird in den nächsten Tagen viel sortiert und umgeräumt werden. Daher wird gerade jede helfende Hand gebraucht. Am besten irgendwann zwischen 11:oo und 16:oo Uhr einfach mal vorbeischauen und mitanpacken.

Einfach machen!

Soweit erstmal ein kurzer Überblick. Wenn ihr mehr erfahren wollt, kommt am besten zu unserer Info-Veranstaltung am 9. Februar um 17:oo Uhr ins Peter-Weiss-Haus, wo sich alle Teams vorstellen und wir noch einmal über den aktuellen Stand informieren. Wer so lange nicht warten kann oder möchte, kann einfach im Büro im Grünen Ungeheuer in der Parkstraße 6 vorbeischauen und sich informieren, wo und wie Hilfe gebraucht wird. Oder ihr meldet euch per Mail und am Info-Telefon.

HIER findet ihr außerdem noch einmal alle Orte an denen ihr unterstützen könnt.

Essen für Bahnhof und Terminal – Sammeln am Marktstand

Wer sich öfter in der KTV bewegt, dem ist bestimmt schon der etwas andere Marktstand vor einem der großen Supermärkte im Stadtteil aufgefallen: Hier kaufen die Kund*innen nichts, sie geben etwas ab, nämlich Lebensmittel, Hygieneartikel, Wasser, und andere Dinge, die am Bahnhof oder Terminal für die Versorgung der Geflüchteten gebraucht werden.

Seit 10 Wochen stehen jeweils zwei Menschen jeden Tag 6 Stunden hinter einem kleinen improvisierten Stand und verteilen „Einkaufszettel“ an Leute, die eigentlich ihren eigentlichen Bedarf decken möchten. Sie sammeln Spenden für „Rostock hilft“. Das Prinzip ist ganz einfach: Zum Beispiel eine Packung Taschentücher extra kaufen und in den Einkaufskorb neben dem Stand werfen. Was aktuell benötigt wird, ist in großen Lettern zu lesen. Die Crew sucht aktuell Verstärkung.

So schön vollgepackt sieht so ein EInkaufskorb mit Spenden dann aus.
So schön vollgepackt sieht so ein EInkaufskorb mit Spenden dann aus.

Einige der Vorbeieilenden kennen das Prinzip und fragen nur hastig: „Was braucht ihr denn heute?“ „Dasselbe wie immer, aber ganz aktuell gerne Brot und Käse für die Schmierstraße!“ „Ach Schmierstraße? Was ist das denn?“, und schon entsteht ein kurzes Gespräch und Infos über die Versorgung der ankommenden Geflüchteten am Hauptbahnhof gehen über den Tresen. Am Stand wird nicht nur Ware eingesackt, auch öfter mal Infos verbreitet.

Hauptsächlich kommen die Spenden von jungen Menschen und Familien. Generelle Urteile über die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung möchte XX von der Stand-Crew nicht anstellen: „Wir stehen hier ja in der KTV. Das ist bestimmt was anderes als diese Aktion in einem weniger finanzkräftigen Viertel zu starten. Das Publikum ist eher studentisch und von jungen Familien geprägt.“
Das Tages-Soll liegt bei vier vollen Einkaufswägen. „Team Terminal und Bahnhof geben ab und an Rückmeldung: Die Spenden, die hier mal losgefahren sind in Richtung der Geflüchteten kommen dort an und die Leute freuen sich darüber.“

Negatives Feedback zum Stand nimmt die Crew gelassen auf: „Klar kommen auch mal blöde Sprüche, einige sind total skurril. Z.B. warf mir einer mal entgegen: „Wenn du arbeiten würdest, müsstest du nicht betteln!“ Da hat er wohl beim Pöbel-Memory die falsche Karte aufgedeckt. Außerdem sind wir hier Schuld, wenn den Deutschen das Essen ausgeht, weil die Geflüchteten alles bekommen und falls in Deutschland Bürgerkrieg ausbricht, liegts auch an diesem Stand. Ihr seht: Eine Aufgabe mit enormer gesellschaftlicher Tragweite, die wir hier machen.“
Fürdie kalten Wintermonate sucht das Team am Stand Verstärkung. Derzeit könnt ihr unter der Woche zwischen 16 und 22 Uhr Dinge einkaufen und gleich wieder abgeben. Am Wochenende zwischen 14 und 22 Uhr. Das soll auch so bleiben, nur dass die Schichten zweigeteilt werden sollen. „Es wird ganz schön kalt hier! Da machts schon einen Unterschied, ob du drei oder sechs Stunden stehst.“ Wer es sich vorstellen kann, mal reinzuschnuppern oder längerfristig mitzuhelfen, kann einfach die Leute am Stand ansprechen. Oder ihr ruft beim Infotelefon an und hinterlasst eure Nummer. Ab heute gibt es außerdem einen Schichtplan für den Stand, wo ihr euch eintragen könnt.

„Trotz Kälte und gelegentlicher blöder Kommentare, macht das hier wirklich Spaß: Die Leute, die spenden, gehen mit einem Lächeln an dir vorbei. Man führt immer wieder interessante Gespräche und trifft vieleLeute. Ich kann den Job nur empfehlen.“

Wenn ihr jetzt lust habt mitzumachen, meldet euch am besten per WhatsApp beim Info-Telefon, damit wir euch zur Spendensammel-WhatsApp Gruppe hinzufügen können.
Nummer: 0163 / 271 43 45

Ein harter Abschied – „Rostock hilft“ übergibt Transit-Unterkunft in der Industriestraße

Heute hat „Rostock hilft“ die Koordination der Notunterbringung für Transitflüchtlinge in der Industriestraße an das DRK abgegeben. Die Stadt sicherte den HelferInnen von „Rostock Hilft“ zu in Zukunft weiterhin Zugang zu den Unterkünften zu haben und den Geflüchteten in der Beratung von Einzelfällen beistehen zu können. Das Team Info und Care steht in den Startlöchern!

Montag Abend haben Freiwillige von #hrohilft, die in der Industriestraße in den vergangenen Wochen aktiv waren, und VertreterInnen der Hansestadt die aktuelle Lage besprochen: Durch die verschärften Grenzkontrollen an den schwedischen Häfen durchquerten in den vergangenen Tagen immer weniger Geflüchtete Rostock. Seit Mitte Oktober war #hrohilft für die Koordinierung der Industriestraße zuständig. Seit Ende letzter Woche war dies die einzige Zwischenstation für Weiterreisende nach Skandinavien in Rostock. Diejenigen Geflüchteten mit Pass fahren mittlerweile wieder direkt vom Bahnhof zur Fähre. Die ohne machen sich meist auf dem Landweg auf Richtung Schweden. Dadurch sank die Anzahl der Menschen, die eine Notübernachtung in Anspruch nehmen, in der letzten Woche rapide.

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