Sammel-Abschiebungen und Asylrechtsverschärfung – Eine unmenschliche Praxis

Über ein bundesweites Netzwerk sind vor einigen Tagen voraussichtliche Termine für Sammelabschiebungen vom Flughafen Baden-Airport bei Karlsruhe nach Albanien veröffentlicht worden. Zu erwarten ist, dass auch aus MV wieder eine größere Anzahl Asylsuchender von dieser Maßnahme betroffen sein wird. „Rostock hilft“ kritisiert sowohl die letzten Gesetzesverschärfungen als auch die hinter der Maßnahme stehende undifferenzierte Kategorie „Sicherer Herkunftsstaaten“.

Aller Voraussicht nach kommt es in der Nacht vom 25. zum 26. November zu Abschiebungen aus MV. Ein genaues Datum lässt sich der derzeitigen Abschiebepraxis nach nicht mehr festmachen. Am 28. Oktober hatte die Landesregierung zuletzt die Abschiebung von landesweit 140 Albaner*innen erst nach dem Vollzug bekannt gegeben.

„Die Bundesregierung hat sich das so gedacht: Überraschungseffekt! Abschiebungen werden nicht mehr angekündigt und finden nachts statt“, so Florian Fröhlich von „Rostock hilft“. „Das macht es Asylsuchenden nahezu unmöglich, sich psychisch auf die belastende Situation einzustellen, sich von Freunden und Bekannten zu verabschieden oder gegebenenfalls weitere rechtliche Schritte einzuleiten.“ Wer erst einmal abgeschoben ist, hat im Nachhinein keine Möglichkeit mehr sich rechtlich zur Wehr zu setzen. Das Recht der Asylsuchenden auf gerichtliche Überprüfung dieser folgenreichen behördlichen Maßnahme besteht somit nur noch auf dem Papier.

Albanien ist seit 2015 ein sogenanntes „sicheres“ Herkunftsland. Amnesty International kritisiert ungeahndete Foltervorwürfe, die Situation der Roma in Albanien, sowie nach wie vor weit verbreitete häusliche Gewalt und Diskriminierung von Homosexuellen.

„Von einem pauschal gesprochen „sicheren“ Land kann also nicht die Rede sein. Genau deswegen ist es wichtig, jeden einzelnen Fall zu prüfen!“, sagt Florian Fröhlich.

Die Konstruktion sogenannter „sicherer“ Herkunftsländer untergräbt de facto das Grundrecht auf Asyl. „Dieses Grundrecht ist ein individuelles Recht: Jeder Mensch hat das Recht, ein faires Verfahren zu bekommen, in dem seine oder ihre Asylgründe angehört werden“,so Florian Fröhlich weiter.

Vom Flughafen Baden-Airport aus fanden in den vergangenen Jahren immer wieder Sammelabschiebungen statt. Auch die letzte große Abschiebung aus MV fand nicht von einem Flughafen innerhalb des Bundeslandes statt. Abschiebungen werden vermehrt in Charterflügen, nicht mehr im gängigen Passagierverkehr durchgeführt. Vermehrte Aktionen des Zivilen Ungehorsams, bei denen sich Mitreisende oder PilotInnen weigerten, los zu fliegen, veranlassten die Bundesregierung zu einem Strategiewechsel.

Die von der Bundesregierung verabschiedeten Verschärfungen des Asylrechts sind unmenschlich“, so Florian Fröhlich von „Rostock hilft“. „Sie führen zu ständiger psychischer Belastung: Verunsicherung, Unsicherheit und völlige Unplanbarkeit des eigenes Lebens. Die Regelung ist ein Schritt zurück in eine humanitäre Steinzeit.“

Ein harter Abschied – „Rostock hilft“ übergibt Transit-Unterkunft in der Industriestraße

Heute hat „Rostock hilft“ die Koordination der Notunterbringung für Transitflüchtlinge in der Industriestraße an das DRK abgegeben. Die Stadt sicherte den HelferInnen von „Rostock Hilft“ zu in Zukunft weiterhin Zugang zu den Unterkünften zu haben und den Geflüchteten in der Beratung von Einzelfällen beistehen zu können. Das Team Info und Care steht in den Startlöchern!

Montag Abend haben Freiwillige von #hrohilft, die in der Industriestraße in den vergangenen Wochen aktiv waren, und VertreterInnen der Hansestadt die aktuelle Lage besprochen: Durch die verschärften Grenzkontrollen an den schwedischen Häfen durchquerten in den vergangenen Tagen immer weniger Geflüchtete Rostock. Seit Mitte Oktober war #hrohilft für die Koordinierung der Industriestraße zuständig. Seit Ende letzter Woche war dies die einzige Zwischenstation für Weiterreisende nach Skandinavien in Rostock. Diejenigen Geflüchteten mit Pass fahren mittlerweile wieder direkt vom Bahnhof zur Fähre. Die ohne machen sich meist auf dem Landweg auf Richtung Schweden. Dadurch sank die Anzahl der Menschen, die eine Notübernachtung in Anspruch nehmen, in der letzten Woche rapide.

„Ein harter Abschied – „Rostock hilft“ übergibt Transit-Unterkunft in der Industriestraße“ weiterlesen

WordPress SEO Powered by Open WordPress SEO