Es liegt eine lange Arbeitswoche hinter uns und wir möchten daher die Möglichkeit nutzen, euch über vieles zu informieren was seit dem letzten Infoupdate geschehen ist.
Eine Sache möchten wir aber noch vorwegnehmen: Wir freuen uns über jede Spende, diese sollten jedoch über die zentralen Sammelstellen im JAZ und der Parkstraße abgegeben werden. Die Unterkünfte melden sich dann dort und informieren darüber was gebraucht wird, die Koordination und der Transport erfolgen dann von den Sammelstellen aus.Ihr seid Klasse!
Situation am Hauptbahnhof
Bis heute Mittag sind mehr als hundert Geflüchtete in Rostock angekommen. Dort sind sie wie jeden Tag von zahlreichen Unterstützer_innen in Empfang genommen worden. Diejenigen die fälschlicherweise Rostock erreicht haben, werden von den Helfer_innen zu den richtigen Zügen begleitet. Allgemein wirkt die Stimmung hier heute, trotz des Ankommens von mehreren hundert Geflüchteten gleichzeitig, sehr entspannt. Gelobt wird hier die gute Kommunikation mit den anderen Stellen und die hohe Spendenbereitschaft. Durch beides ist es hier nicht mehr zu Engpässen gekommen.
Kritisiert wurde am Abend, dass von der RSAG zu wenig Busse zur Verfügung gestellt werden und die Zeiten in denen diese verkehren zu lang auseinandergezogen sind. „Das läuft nicht rund“ bringt es eine Aktivistin knapp auf den Punkt. Durch die vergleichsweise hohe Anzahl von Reisenden ist es heute dazu gekommen, dass nicht immer alle Menschen mit Bussen weiter richtig Erstaufnahme oder Hansemesse gefahren werden konnten. Dadurch kommt es dann zu Situationen, in denen die Helfer_innen viele Dinge parallel organisieren müssen.
Von allen Orten, die von Helfer_innen betreut werden ist der Transitraum des Hauptbahnhofes einer der ungemütlichsten Orte. Dies liegt einerseits in der Natur der Sache: Der Hauptbahnhof ist ein Raum, durch den sich üblicherweise Menschen hindurchbewegen. Es ist kein Ort der sich besonders gut eignet, um sich dort lange aufzuhalten – geschweige denn sich zu entspannen.
Unterkunft im ehemaligen HWBR
Die Sonne schien an diesem Nachmittag und so konnten auch außerhalb des Hauses Aktivitäten stattfinden. Viele Menschen waren auch aus der Unterkunft herausgekommen und hielten sich auf dem Vorplatz des Hauses auf. Ein Arbeiter trimmte dort mit einer elektrischen Schere die Hecken, welche zuvor offenbar seit längerer Zeit nicht geschnitten worden waren. Dies ergibt eine etwas skurrile Szene, denn im Hof auf dem Vorplatz spielen auch Kinder und Betreuer_innen. Mitten auf dem Platz hat sich ein Trommelkreis gebildet. Eine Gruppe von Kindern aus der Unterkunft hat einen Ausflug an die Warnow unternommen.
Messehalle
Heute war das Gesundheitsamt in der Messehalle und hat sich die dortige Situation angeschaut. Beschwerden seitens der Behörde gab es keine. Der Freitag ist der vorletzte Tag, in der die Hansemesse als eine Zwischenstation für Menschen zur Verfügung steht, die weiter nach Schweden reisen möchten. Heute Vormittag war die Halle zunächst so gut wie leer. Eine Gruppe von Geflüchteten welche sich entschieden hatte, in Rostock Asyl zu beantragen, ist in die Innenstadt umgezogen. 160 Menschen sind heute im Laufe des Tages mit vier Bussen nach Saßnitz gefahren und haben von dort aus eine Fähre nach Trelleborg genommen.
Im Laufe des Nachmittags und Abends sind mehrere Hundert Menschen neu in der Halle angekommen. Mit der heute ebenfalls in der Hansemesse stattfindenden Jobfactory gab es keine Probleme. Im Gegenteil einige der Jugendlichen, welche die Messe besucht hatten, meldeten sich im Anschluss sogar als freiwillige Helfer_innen. An der Messe haben Aktivist_innen aus dem JAZ Rostock ein Welcome Center organisiert und koordinieren von dort aus die Weiterreisemöglichkeiten zum Fährterminal für die Geflüchteten, welche nach Schweden wollen.
An der Hansemesse gab es heute einen Besuch vom Präsidenten des DRK, der sich vor Ort ein Bild von der Lage machte. Bereits gestern hatte die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) die Hansemesse besucht und sich einen eigenen Eindruck von der Arbeit der Helfer_innen verschafft. Unterstützung erhalten die Helfer_innen an der Messehalle von den jungen menschen, die derzeit beim Lokalradio LOHRO einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Der Sender hat die „Bufdis“ für die Hilfsarbeiten freigestellt.
„Alle in einem Boot“ beim SV Breitling
Unweit des Messegeländes befindet sich unmittelbar an der Warnow der Drachenbootverein SV Breitling. Der Verein organisierte dort heute ein Drachenbootfahren an dem auch Kinder aus der Asylbewerberunterkunft in der Satower Straße und aus der Unterkunft im ehemaligen HWBR teilnahmen. Zu diesem jährlich stattfindenden Event lädt der Verein jedes Jahr verschiedenste Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit der Hansestadt Rostock ein.
In zwei Drachenbooten nahmen heute Nachmittag deutsche, syrische- und Kinder die aus anderen Ländern nach Rostock geflohen sind, Platz. In jedem der beiden Boote saß jeweils eine Person, welche die Erläuterungen der Vereinsmitglieder aus dem Englischen ins arabische übersetzte. Die Kinder lauschten aufmerksam, waren aber zugleich auch sichtbar aufgeregt. Auch wenn die Kommunikation nicht einfach in Gang zu setzen war, so schafften die Kids es doch sehr schnell sich gemeinsam zu koordinieren und zusammenzuarbeiten. Einige der Kinder waren so jung, dass sie Wörter wie „Personalausweis“ oder „Innenminister“ noch nicht schreiben können. Sie lernten allerdings, dass wenn alle Menschen in einem Boot gemeinsam anpacken, dann auch alle gemeinsam vorankommen können. Und dies ist möglicherweise die schönst Erfahrung am heutigen Nachmittag auf der Warnow.
Nach der gemeinsamen Boostfahrt wartete auf die jungen Drachbootfahrer_innen ein kleiner Grillimbiss zu dem die Mitarbeiter_innen extra einige halal Würstchen vorbereitet hatten.
Fährterminal
Am Abend sind über den Fährhafen mehr als hundert Menschen nach Schweden ausgereist. Im laufe des Tages war die Lage am Terminal sehr ruhig. Hintergrund war auch hier, dass heute eine größere Gruppe von Geflüchteten via Saßnitz/Mukran reiste.
Am Fährterminal hat sich heute der Bürgermeister der Hansestadt Rostock für einen Besuch der Helfer_innen eingefunden. Er suchte dort unter anderem das Gespräch mit den Freiwilligen, welche dort die Essensversorgung gewährleisten. Die Essensausgabe war in dieser Woche vor das Gebäude verlegt worden. Dort kocht seit mehreren Tagen Pesto Peter mit einer professionellen, mobilen Küche.
Viele Rostocker_innen tragen größere und kleinere Dinge und Hilfen zur gemeinsamen Arbeit bei. Einige der Helfer_innen kommen aber auch aus ganz anderen Städten in die Hansestadt. Unter den Helfer_innen am Fährterminal hat auch heute wieder Übersetzer Jamal eine Schicht gemacht. Der Dolmetscher für Kurdisch und Arabisch lebt eigentlich in Köln. Am Hamburger Hauptbahnhof traf er auf eine Familie mit kleinen Kindern. Nach seiner spontanen Hilfe bei der Orientierung am großen und lauten Bahnhof baten die Geflüchteten ihnen, die sich nicht verständigen konnten, weiter zu helfen. Jamal kam mit der Familie nach Rostock und hat die restlichen Tage seines Urlaubes aufgeben, um in Rostock mitzuhelfen. Vor über 20 Jahren kam er selbst nach Deutschland und weiß wie wertvoll jede Hilfe für Menschen sein kann, die jetzt in Rostock ankommen.
JAZ
Im JAZ wird nach wie vor jeden Tag fleißig geschnippelt und gekocht, um die sehr schwankende Versorgungseffizienz der öffentlich beauftragten Stellen auszugleichen. Auch die vielen eingereichten Spenden werden hier sortiert und mit Privat-PKW an die Orte gebracht, an denen sie benötigt werden. Wir alle hoffen, dass die Spendenbereitschaft weiterhin so groß bleibt.
Diese Woche erreichten das JAZ aber auch Anrufe von Aktivist_innen, welche für Geflüchtete die Bahnkosten übernommen haben, da entgegen den öffentlichen Darstellungen die Deutsche Bahn AG nur sehr beschränkt Geflüchteten eine kostenfreie Beförderung gestattet.
Parkstraße 6
Durch die Hilfsbereitschaft der Uni konnte das Koordinationsbüro verlegt und besser eingerichtet werden. Wir hoffen daher die Kommunikation von dort aus noch besser gestalten zu können. Zusätzlich dazu gab es dort heute ein Pressegespräch zu dem zahlreiche Pressevertreter_innen erschienen. Dies sollte der weiteren Sensibilisierung mit dem Thema der Geflüchteten dienen und auf verschiedene Missstände hinweisen. So forderten wir unter anderem die Einrichtung einer Erstaufnahmeeinrichtung in Rostock. Wenn ihr genaueres wissen wollt, schaut in unsere Pressemitteilungen, die sich ebenfalls auf diesem Blog befinden.