Bei unserer Kampagne zur Schließung der Messehalle drängt sich natürlich die Frage auf, wohin dann mit den Leuten? Wir wollen euch einen kleinen Überblick geben welche Möglichkeiten aus unserer Sicht möglich wären.
1. Das ehemalige Best Western in Warnemünde
Schon am 03.03.2022 hat die Stadt öffentlich angekündigt das ehemalige Best Western Hotel in Warnemünde schnellstmöglich auszustatten und für Schutzssuchende zur Verfügung zu stellen. Sozialsenator Steffen Bockhahn kündigte in der OZ an: „Wir werden dann Listen erstellen und sicher auch die Rostocker um Hilfe bitten, um das alte Hotel schnellstmöglich auszustatten.“ Gehört hat man seitdem leider nichts.
ROSTOCK HILFT hat der Stadt bereits eine Liste an Ehrenamtlichen weitergeleitet, die sich handwerklich einbringen wollen und konkret beim Herrichten des ehemaligen Hotels mitwirken würden. Gehört haben wir seitdem leider nichst, stehen aber gerne dafür bereit das Objekt so schnell wie möglich beziehbar zu machen, um Menschen aus der Hansemesse holen zu können.
2. Die ehemalige Notunterkunft an der Jägerbäk
Nahe der Haltestelle Marienehe befindet sich eine ehemalige Berufsschule, die bereits 2015/16 als Notunterkunft für Asylsuchende diente. Leider wurde diese vor einiger Zeit geschlossen und stand lange leer. Mittlerweile nutzt die Verwaltung das Gebäude wohl für Büros. Man könnte dieses Gebäude auf Grund der dramatischen Lage sicher wieder schnell zu einer Unterkunft umfunktionieren.
Gleiches gilt übrigens auch für andere Verwaltungsgebäude. Warum nicht die Verwaltung in die Messehalle umziehen und dort ein Großraumbüro einrichten oder weitgehende Home Office Möglichkeiten nutzen? Krisenzeiten brauchen kreative Lösungen, wie auch der OB Claus Ruhe Madsen gerne bei jeder Gelegenheit verkündet.
3. Zieht die Gemeinschaftsunterkünfte leer!
In Rostock gibt es mit der Satower Straße und der GU Langenort bereits zwei Unterkünfte für Asylsuchende, die es schon seit vielen Jahren gibt. In der aktuellen Krise können aber nur wenige flüchtende Ukrainer*innen dort untergebracht werden, weil die Unterkünfte bereits vor Kriegsbeginn voll waren. Viele Bewohner*innen dort sind schon seit Jahren in der Stadt, die bis vor kurzem noch sehr restriktiv mit der Vegabe von Wohnungen war. Wenn die Stadt den Menschen schnell Wohnraum verschafft, dann können dort frisch ankommende Asylsuchende kurzfristig unterbracht werden.
4. Hotelbetten ohne Ende!
Die Stadt schmückt sich auf ihrer Webseite selbst damit in Hochzeiten 38 000 Tourist*innen pro Tag zu beherbergen. Aktuell befinden wir uns noch weit vor der Hauptsaison im Sommer entfernt. Viele Hotels melden sich bei ROSTOCK HILFT auch schon von selbst und wollen Hilfe anbieten. Da sollte es doch nicht schwerfallen auch mittlfristig ca. 1.000 Menschen unterzubringen.
5. Containerstädte, Schiffe und andere kreative Ideen
Auch 2015 wurden schon unzählige zum Teil kreative Ideen zur Unterbringung von Asylsuchenden diskutiert. Ob Containerstädte, ehemalige Kreuzfahrtschiffe, die man in den Stadthafen stellen könnte oder die Umfunktionierung ehemaliger Gewerbe- und Industrieflächen: es gibt viele Möglichkeiten, wenn der Wille da ist. Selbst Hallen kann man mit Containern und Trennwänden so herrichten, dass sie Minimalanforderungen an menschenwürdiges Leben erfüllen.
Das UNHCR zeigt in Krisengebieten auf der ganzen Welt, dass auch provisorische Lager in entlegenen Gebieten so organisiert werden können, dass hygienische Bedingungen, Schutz von besonders vulnerablen Gruppen und Privatssphäre gegeben sind.
In einem der reichsten Industrieländer der Welt, muss sowas ebenfalls möglich sein.
Mehr zum Thema auf unserer Schwerpunkt-Seite:
In dieser Situation ist schnelle Hilfe gefragt, insofern kommt kurzfristig nur die Unterbringung in Hotels bzw. ehemaligen Hotels, sofern noch entsprechend ausgestattet, in Frage. Der Aufwand genutzte Verwaltungsgebäude leer zu ziehen bzw. wieder als Unterkünfte herzustellen ist kurzfristig nur schwer möglich. Mittel bis langfristig ist die Ausstattung derzeit nicht genutzter Verwaltungsgebäude jedoch eine Option.
Anmerkung: Am Standort Jägerbäk wird das Gebäude voll genutzt. Außerdem gibt es keine Duschen mehr und in den Toiletten nur kaltes Wasser.
Mal ein paar ganz ehrliche Worte zum Thema. Die Situation in der Messehalle ist unwürdig und kreuzgefährlich für alle und muss beendet werden.
Hotels setzen völlig falsche Maßstäbe, damit ist eh schwer umzugehen und in der Folge ist das für alle verheerend… Und keine Lösung, nicht eine Minute lang.
Die Kommunen sind gefragt, für meine Begriffe hatte dieser Part 2015 etwas besser geklappt.
Vor allem darf man nicht, aus unerfindlichen Gründen, die Leute zwingen, wenn sie essen wollen und selbst ne Unterkunft gefunden haben, zurück zu kehren in die Halle, um in der Halle zu essen und zu schlafen, oder eben nicht dort zu schlafen, aber auch nicht zu essen, sondern zu verhungern… Leider ist das so der Fall, weil noch immer keine zustehende Sozialhilfe ausgezahlt wird.
Die privaten Unterkünfte sind dringend durch die Kommunen zu sichern und die entsprechenden Verträge seitens der Kommune mit den Vermietern abzusichern, nicht die Vermieter sind in der Pflicht, Verträge mit den Geflüchteten zu machen, dann bleiben die Quartiere auch langfristig erhalten und werden mehr. Bleiben die Vermieter in der Unsicherheit, bleiben die Wohn – Angebote bald weg.
Besonders ältere Leute haben große Häuser oder Wohnungen und sind bereit, zusammen zu rücken, sie können aber aufgrund ihrer Renten und der unsicheren Lage mit den künftigen Preisentwicklungen die Folgekosten der längerfristigen Unterbringung nicht tragen. Ob die Geflüchteten sie am Ende tragen können, ist ungewiss… Und dann bleiben die alten Leute auf den Kosten hängen und die Kommunen ziehen sich, wie jetzt, aus der Verantwortung..Kein Gericht der Welt hilft dann den verschuldeten Vermetern. Das können wir Alten uns schlicht nicht leisten…
Also, gilt es doch das private Angebot zu festigen… Eigentlich lauter logisches Zeug…
Auf der Seite der Geflohenen gilt es, dringend, dringend, bei aller Solidarität, bei allem Verständnis, bei aller Hilfsbegeisterung und Hilfsbereitschaft, die Erkenntnis einzupflanzen und zu festigen, dass Kriegsflucht nicht gleichbedeutend ist mit wirtschaftlichem und sozialem Aufstieg, sondern, dass es humanitäre Hilfe ist, die sie geboten bekommen, und zwar von Leuten, wie sie selbst, oder oft eher weniger wohlhabend, dass damit auch eine gewisse Form der Einschränkung für die Ankömmlinge verbunden ist, dass die deutschen Nachbarn auch nicht alle auf höchstem Niveau eingerichtet sind und leben, dass sie dennoch solidarisch sind und das Beste bieten, was sie haben. Oft verzichten sie dabei auf eigene Bequemlichkeit. Dann gehört bei den Ankommenden auch dazu, Respekt zu entwickeln, Bescheidenheit und Dankbarkeit zu zeigen, wenn man ein Angebot bekommt… Böse Erfahrungen auch da bereits mehrfach gemacht… Da steht es nicht an, wie wild durch die Gegend zu fotografieren und den Komfort zu checken, der geboten wird… Da schürt ganz schnell Verdruss bei den Teilenden und verschlimmert die Lage der wirklich Bedürftigen.
Dringendst sind schon in den allerersten Deutsch Stunden auch Kenntnisse zu vermitteln über das Land derer, die den Ankömmlingen Unterstützung und Solidarität bieten. Darüber, welche Möglichkeiten es wirklich gibt, Arbeit zu finden, wie in dieser Hinsicht die Kommunen und Betriebe aufgestellt sind, in deren Gegend die Geflohenen Aufnahme finden. Dass auch hier es viele Menschen gibt, die eben keine Arbeit haben und die Angst um ihren Arbeitsplatz haben, wenn sie denn das Land und seine Ressourcen nun mit noch mehr Menschen teilen müssen…
Es ist dann eben nicht das erste erfüllbare Ziel, an all denen, die hier leben, vorbei, allein mit Englisch, den Mitarbeitern an den Unis die wenigen, die befristeten, Arbeitsplätze strittig zu machen. Das zeugt nicht von dem echten Willen zur Integration.
Da ist dann vielleicht gefragt, sich schnellstens um Spracherwerb zu bemühen und nicht darauf zu verzichten, sondern dann zu schauen, an welcher Stelle man wirksam werden kann, ohne andere beiseite zu drängen… Freiwillig, in der Schulkantine, als Hilfskräfte in der Pflege. Dort, wo das Leben hier die Kräfte und Potenzen braucht. Ankommen, sich von den Strapazen zu erholen, sicher zu sein, zu genesen, Spracherwerb sind wichtige Aufgaben für das jetzt und die kleine Zukunft, Aufstieg soll Ziel sein, jedoch nicht rücksichtslos und fordernd, herab schauend.
An all die, die mich jetzt gleich überfallen werden… Ich hab 55 Jahre Migrantenarbeit mit Menschen aus aller Herren Länder hinter mir, mit Benachteiligten, sehr Priveligierten, von hier, da und dort, mit Menschen aller Bildungsgrade und Schichten, Religionen und Gruppierungen…Ich selbst bin viel Fremder unter Fremden gewesen, viele Jahre im Ausland, ich spreche mehrere Sprachen und besonders gut die des neuen Feindes… der Ankommenden. Traut mir bitte zu, dass ich nicht schreibe, was ich nicht und besonders nicht mehrfach erlebt habe…
Schaut, dass es hier zwischen uns allen so friedlich bleibt, als irgend möglich, das kann es nur, wenn man drüber redet… und handelt… und vergesst die alten Nachbarn nicht…