Sammel-Aktion: Smartphones und Kameras für Menschenrechte in Honduras

„Rostock hilft“ ruft in den kommenden Tagen bis Ende November zu einer Sammel-Aktion auf: Gesucht werden funktionierende Smartphones oder andere Handys und digitale Kameras, die die Möglichkeit haben, Fotos und Videos zu machen. Und zwar nicht just for fun, sondern um damit die Verletzung von Menschenrechten in Honduras dokumentieren zu können.

Wir haben eine Mitstreiterin der honduranischen Menschenrechtler_innen interviewt, die die Aktion in Rostock initiiert hat.

Rostock hilft: „Momo du kommst aus Rostock, bist Medienaktivistin und hast von Februar bis Juli 2016 in Honduras gelebt und dort mit COPINH zusammengearbeitet. Was ist COPINH?“

Momo: „COPINH ist der „Zivile Rat der indigenen und Basisorganisationen Honduras“, in dem 200 Gemeinden der indigenen Lenca organisiert sind. Seit 23 Jahren kämpfen sie gegen die neoliberale Ausbeutung ihres Landes bspw. durch Bergbau- und Wasserkraftprojekte und verteidigen ihre Gemeingüter wie Wälder und Flüsse. Sie setzen sich für ihre Rechte und insbesondere die Rechte der Frauen ein und bauen Alternativen auf, um ihre Autonomie zu stärken, wobei die Rückbesinnung und das Wiederbeleben der eigenen indigenen Kosmovision (Weltanschauung) eine wichtige Rolle spielen. Über COPINH gibt es auch eine Doku, die ihr auf Youtube sehen könnt.

Rostock hilft: „Und nun sammelt ihr Smartphones für die Gemeinden, warum?

Momo: „Um die Kämpfe der Gemeinden breiter bekannt zu machen und somit die Widerstände
zu stärken, sind eigene Medien wichtig. COPINH hat bereits 5 „radios comunitarios“ aufgebaut und weitere sind in Planung. Als Rostocker*in kann man sich das vielleicht ein bisschen wie Radio LOHRO vorstellen, nur viel kleiner und alles komplett selbst organisiert bzw. finanziert. Diese Radios spielen eine wichtige Rolle, um die Menschen zu informieren und zu mobilisieren. Die Smartphones haben den Vorteil, dass sie vielseitig eingesetzt werden können, bspw. im Radio zum Einspielen von Musik und Beiträgen aber auch bei der Foto- und Videodokumentation.

Rostock hilft: „Und dann schickt ihr den Leuten einfach die Smartphone und sie legen los mit der Dokumentation?“

Momo: „Nicht ganz. COPINH hat selbst über die Jahre gemeinsam mit solidarischen Organisationen immer wieder Weiterbildungen im Bereich freie Kommunikationsmedien realisiert, sie freuen sich aber auch auf die Unterstützung aus dem Ausland. Bisher lag der Fokus auf den Radios, da durch sie viele Menschen erreicht werden. Ich werde 2017 wieder in Honduras sein und in den Gemeinden praktische Workshops zur Foto- und Videodokumentation geben. Die Idee ist, dass es in möglichst vielen Gemeinden ein Medienteam gibt, die das Equipment und die Kenntnisse haben, um aus ihrer Sicht heraus zu dokumentieren. Und genau dafür brauchen wir die Spenden.“

Rostock hilft: „Was werden die Leute denn voraussichtlich mit den Handys und Kameras dokumentieren?“

Momo: „Honduras liegt in Zentralamerika und da es in den deutschen Medien nicht Thema ist, wissen wir kaum etwas über die alarmierenden Verhältnisse dort. Honduras ist das gefährlichste Land auf der Welt für Menschenrechtsverteidiger*innen. Es ist geprägt von hoher Korruption, Straflosigkeit, einer rasant ansteigenden Militarisierung und einem Ausverkauf des Landes. Die Regierung setzt die Interessen von nationalen und transnationalen Firmen entgegen den Bedürfnissen der eigenen Bevölkerung durch – und zwar mit Gewalt. Besonders die Rechte der indigenen Bevölkerung fallen dem sogenannten „Fortschritt“ zum Opfer. Es geht also um die Dokumentation der Verletzung ihrer Rechte aber auch die der Übergriffe durch Polizei, Militär und gewalttätige Befürworter*innen der Projekte. Das ist nicht nur wichtig, um der verfälschten Darstellung in den Medien etwas entgegen zusetzen, sondern kann auch bei juristischen Prozessen hilfreich sein.“

Rostock hilft: „Was bedeutet denn „Ausverkauf des Landes?““

Momo: „Von der aktuellen Regierung wurden in nur einer Nacht mehr als 300 Wasserkraftprojekte, 150 Bergbaukonzessionen und mehr als 40 Windkraftprojekte genehmigt. Somit steht 35% von Honduras unter Konzessionen und 50% davon befinden sich auf Territorium der indigenen Lenca. Die Konzerne und die Regierung ignorieren das Recht der lokalen Bevölkerung auf eine vorherige, freie und informative Befragung, arbeiten gezielt mit Lügen und versuchen Behörden und Bewohner*innen zu bestechen. Und wenn sich die Gemeinden gegen diesen sogenannten “Fortschritt” aussprechen, werden sie bedroht, verhaftet, kriminalisiert oder ermordet, wobei die Regierung zur Umsetzung ihrer Interessen Polizei und Militär einsetzt.
Rostock hilft: „Da gab es ja auch den international sehr bekannt gewordenen Mord an Berta Cacéres im März 2016…“

Momo: „Ja. Berta war Mitbegrǘnderin und Generalkoordinatorin von COPINH. Durch ihren energischen Kampf stand sie den Interessen von Regierung und Firmen im Weg. Für ihren Einsatz bei der Verteidigung des Flusses Gualcarque gegen ein von der Firma DESA gebautes Wasserkraftprojekt, hat sie 2015 in den USA den GOLDMAN-Preis erhalten, den Nobelpreis für Umwelt. Mit Berta sind es bereits 5 Menschen, die in diesem Konflikt ihr Leben verloren haben. Bei ihrem Mord wurde die Verstrickung der Firma DESA, Militär und der Regierungen in den Auftragsmord bekannt, weil es zufällig einen Zeugen gab, der den Anschlag überlebt hatte.
Die Gemeinden von COPINH kämpfen weiter für ihre Rechte und die Dokumentation von Unrecht ist dabei ein wichtiges hilfreiches Mittel. Deswegen die Sammelaktion. Danke für eure Unterstützung!“.

„Rostock hilft“ sprach mit Momo über die Sammelaktion für Smartphones und digitale Kameras. Checkt die „Dinge-die-ich-auf-jeden-Fall-noch-irgendwann-benutzen-werde“-Schublade und sortiert alles aus, was noch brauchbar ist! Fragt auch bei Freundinnen und Freunden, ob sie Geräte haben, die sie nicht mehr brauchen. Bringt die Handys in den Öffnungszeiten des „Rostock hilft“-Büro am Donnerstag zwischen 17:00 – 19:00 Uhr oder am Freitag zwischen 15:00 – 17:00 Uhr vorbei. Unser Büro findet ihr unter dem Marientreff, die Adresse ist Bei der Marienkirche 1b, 18055 Rostock.
Muchas Gracias!!!!

Die Stimmen der Jugendlichen aus Groß-Klein: „Ich bin hier um zu leben. In Sicherheit und Freiheit.“

In den vergangenen Tagen wurde in verschiedenen Medien in ganz Deutschland über die Situation in Rostock-Groß Klein berichtet. Weil Innenministerium, Polizei und Stadtverwaltung ein zweites „Rostock-Lichtenhagen“ befürchten, zogen einige Jugendliche in einen anderen Stadtteil.

„Rostock hilft“ fiel auf, dass in der ganzen Debatte nirgends direkte Fragen an die asylsuchenden Jugendlichen, die in Groß Klein leben, gerichtet wurden. Wir haben deshalb mit einem der Jungen gesprochen, die derzeit dort wohnen. Er ist seit fünf Monaten in Rostock. Sein Weg begann in Afghanistan. Er möchte nicht namentlich genannt werden, da er Angst um seine Familie in Afghanistan hat.

Wir haben über die Situation vor Ort und seine Wünsche in Deutschland gesprochen. Das Gespräch fand auf deutsch statt. Im Folgenden lest ihr eine Zusammenfassung des Gesprächs, die wir gemeinsam erarbeitet haben. „Die Stimmen der Jugendlichen aus Groß-Klein: „Ich bin hier um zu leben. In Sicherheit und Freiheit.““ weiterlesen

Umzug, neues Büro und vorübergehende Einschränkungen

Es ist so weit! unser neues Büro ist fertig und wir sind gerade kräftig mit dem Umzug beschäftigt.

Deshalb kann es vorübergehend zu Einschränkungen in unserer Erreichbarkeit und Reaktionsfähigkeit kommen. Wir bitten, dies zu entschuldigen.

Bis zum 6.7.2016 wollen wir alles geschafft haben und die Computer laufen wieder.

Die neue Anschrift sowie alle anderen Neuigkeiten werden wir dann hier und über alle anderen Kanäle verbreiten.